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Untersuchung und Umlagerung zweier historisch wertvollen Schiffswracks in Wismar

WISMAR – seit September 2016 ist die UWA-Logistik GmbH beauftragt zwei historisch wertvolle Schiffswracks zu untersuchen und anschließend umzulagern.

Hierzu wurde bereits Ende November 2016 folgende Pressemeldung veröffentlicht:

Koggen im Hafen von Wismar versunken?
Unterwasserarchäologen untersuchen zwei historische Schiffswracks im Bereich der Hafenanlagen Wismar

WISMAR – seit kurzem untersuchen Archäologen zwei historische Schiffswracks im Umfeld der Hafenerweiterung Wismar. Die Grabungen dauern an. Am heutigen Mittwoch veröffentlichen die verantwortlichen rund um den Grabungsleiter Roman Scholz erste Erkenntnisse zum Stand der Untersuchungen. Das Team der Taucher gibt Einblicke in die tägliche Arbeit auf und unter Wasser, die voraussichtlich den gesamten Winter hindurch fortgeführt werden wird.

Seit Mitte September arbeiten die Wissenschaftler und Forschungstaucher der UWA-Logistik im Auftrag des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern in der Wismarer Bucht, in Sichtweite des Stadthafens. Als Anfang des Jahres Mitarbeiter der Munitionsbergung zwei Verdachtsflächen überprüften, konnten sie noch nicht ahnen, dass sie dabei auf zwei Schiffswracks, vermutlich aus dem Mittelalter, stoßen würden. Nachdem die ersten Hölzer aus dem Wasser geholt waren, stand fest, dass dies ein Fall für die Landesarchäologie ist. Nach einer kurzen Voruntersuchung im Sommer dieses Jahrs konnte man sicher sein, dass es sich in beiden Fällen um zwei gut erhaltende Holzschiffe handelt. Bei dem einen deuteten die ersten Funde und die Bauweise auf ein Seefahrzeug aus dem Hoch- bis Spätmittelalter hin. Um sicher zu gehen, wurde eine Holzprobe am Deutschen Archäologischen Institut in Berlin untersucht. Über die besondere Abfolge der vielen Jahrringe im Holz war eine Datierung in die Zeit um bzw. nach 1 200 n. Chr. möglich.

Nun musste gehandelt werden. Da für die Erweiterung der Hafenanlagen der Hansestadt Wismar das Flachwassergebiet, in dem die Wracks liegen schon bald ausgebaggert werden soll, müssen beide Schiffe fachgerecht freigelegt, untersucht und folgend umgelagert werden. Das hoheitlich dafür zuständige Landesamt für Kultur und Denkmalpflege, beauftragte daraufhin die seit vielen Jahren in der archäologischen Unterwasserforschung erfahrenden Mitarbeiter der UWA-Logistik mit der Durchführung dieser Arbeiten. Seit Mitte September arbeitet ein Team, aufgeteilt in zwei Tauchgruppen, gleichzeitig an den Fundplätzen. Dabei kommen fortschrittliche digitale Dokumentationsverfahren zum Einsatz. Nach einer vollständigen Freilegung der Hölzer ist geplant, das Areal mittels spezieller Digitalfotografie zu erfassen. Durch das als „Structure From Motion“ (SFM) bekannte Verfahren werden die beiden Fundsituationen dann in Form eines detailgenauen, digitalen 3D-Models wiedergegeben. Anhand dieses Models können die Archäologen sehr exakte Zeichnungen anfertigen und später auch ihre Interpretationen vornehmen.

Bislang konnten Teile der Objekte freigelegt und das für alle weiteren Arbeiten notwendige Messrahmensystem installiert werden. Die für die wissenschaftlichen Taucher geistig und körperlich anspruchsvolle Arbeit zeigte schon jetzt weitere Erkenntnisse. So konnte auch das zweite, vermutlich bis zu 18 Meter lange, Wasserfahrzeug über eine Holzprobe in den Beginn des 13. Jahrhunderts n. Chr. datiert werden. Sollten sich diese Analysen bestätigen, so würde ihre Nutzungsphase eng mit der Stadtgründung der Stadt Wismar zusammenfallen. Doch bleiben in der Anfangsphase des Projektes noch viele Fragen offen. Z. B. können die Archäologen bislang nur Vermutungen darüber anstellen, warum gerade an dieser Stelle zwei so bemerkenswerte Schiffe versunken sind. Doch wenn in den nächsten Monaten der viele Sand, Muscheln und Schlamm abgetragen wurden, besteht die berechtigte Hoffnung, auf derartige Fragen Antworten zu finden.

Die Pressemeldung als Download hier klicken: pr_30_11_16_wismar

Fotos © Martin Siegel, UWA-Logistik GmbH

Weitere Impressionen der Grabung (Bilder nicht zur weiteren Veröffentlichung frei gegeben!):